Kindergarten-Fotografie: Fluch oder Segen?
Als ich mit der Fotografie-Ausbildung begonnen habe, habe ich immer wieder gehört wie lukrativ Kindergartenfotografie ist. Ich konnte mir trotz dieser Aussage nie vorstellen tatsächlich mal in einem Kindergarten zu fotografieren. Aber es kam anders 🙂
Mittlerweile fotografiere ich in der Hochsaison wöchentlich einen Kindergarten mit meiner Kollegin Anna. Begonnen habe ich aber alleine vor 5 Jahren bzw. mit der Unterstützung von meinem Mann und das nur durch Zufall. Der Kindergarten den mein Sohn zuvor besucht hat, hatte angefragt und ich habe mutig den Versuch gestartet und bin dabei geblieben.
Jetzt, nach jahrelanger Erfahrung, kann ich allerdings sagen: wenn man es so wie ich/wir macht, steckt sehr viel Herzblut und Arbeit in den Kindergartenbildern, aber es ist definitiv nicht die lukrativste Art der Fotografie.
Es ist ein extrem harter Job, bei dem man tagelang am Boden rum robbt und versucht aus jedem Kind ein Lachen rauszukitzeln um genau den Moment zu erwischen wo es lacht. Im Nachgang müssen teilweise 4000 Fotos pro Fototag sortiert, bearbeitet, nummeriert werden.
Dennoch wirkt es für Außenstehende leider oftmals so: wir kommen gemütlich in den Kindergarten, machen ein bisschen Spaß mit den Kindern, drücken ein paar mal aufs Knopferl und verrechnen dann auch noch pro Fotoset EUR 29,- - hört sich easy an, oder?
Doch wie viel Arbeit und Liebe dahinter steht ist nicht ersichtlich. Deswegen möchte ich dir in diesem Beitrag ein wenig darüber erzählen:
Bereits vor dem Kindergarten-Fototag ist eine Flut an Vorbereitungen zu erledigen. Die Infozetteln für die Eltern gehören erstellt, die Zugangskarten pro Kind, die Vorbereitung für das Hintergrundset etc.
Am Tag des Shootings sind wir meist schon gegen 07.30 Uhr im Kindergarten und bauen unser Set und unser Licht auf.
Beim Fotografieren selbst haben wir schon unzählige Tricks auf Lager - meistens gewinnen wir die Kinder so für uns. Selbst bei den ganz Schüchternen schaffen wir es immer wieder zumindest ein klitzekleines Lächeln herzvorzukitzeln. Andere Kinder lachen so viel, dass wir uns bemühen müssen nicht nur Gesichtsausdrücke mit lauthalsen Lachen zu bekommen.
Gerade die Kleinkinder sind eine Herausforderung. Denn sie kommen für das Shooting meist in einen anderen Raum, den sie nicht kennen, plötzlich stehen fremde Menschen und viele Lichter da und sie sollen sich auf einen Hocker vor einen Hintergrund setzen.
Für viele der Kleinen sind das viel zu viele Eindrücke, deswegen habe wir auch eine Regel: weinende Kinder werden nicht fotografiert - auch wenn sich die Eltern noch so sehr Fotos wünschen. Wenn wir noch genügend Zeit und das Ok der Pädagog*innen haben, dann versuchen wir vor Ort in der Gruppe noch ein paar Fotos der Kinder, die wir vor dem Set nicht fotografieren konnten, zu machen. Meist ist es da ein wenig einfacher, da die Kinder sind in ihrer gewohnten Umgebung sind und wohler fühlen.
Nach dem Kindergarten-Fototag müssen die Bilder sortiert und bearbeitet werden. Wir stellen pro Kind meistens mindestens 5 Fotos zur Verfügung - hier bemühen wir uns unterschiedliche Gesichtsausdrücke zu finden. Jedes einzelne Foto wird anschliessend in unseren eigenen Onlineshop hochgeladen, damit es direkt bestellt werden kann. Das sind unzählige Arbeitsschritte und mittlerweile hilft uns unsere liebe Mitarbeiterin dabei.
Sobald eine Bestellung über unseren Online Shop eintrudelt, wird auch diese individuell bearbeitet. Die Fotos werden für den Druck der verschiedenen Produkte vorbereitet im
und direkt wenn die Lieferung aus der Druckerei - unsere Produkte kommen übrigens alle aus Österreich, größtenteils sogar lokal aus Wien - bei uns ankommt, werden alle Bestellungen einzeln und händisch auf Vollständigkeit und etwaige Druckfehler oder andere Qualitätsmängel überprüft. Nur wenn alles passt, werden die Fotos und Produkte mit viel Liebe verpackt um hoffentlich viel Freude bei den Familien zu bereiten.
Warum aber hat die Kindergartenfotografie auf der einen Seite gar nicht so einen guten Ruf und auf der anderen Seite hört man so oft, wie lukrativ sie sei? Bedauerlicherweise gibt es einige „alteingesessenen“ Fotografen, die kitschige Sets mit Hintergründen gefühlt aus den 80er Jahren aufstellen, jeweils ein Foto vom Kind aussuchen und die Mappen drucken. Diese werden dann im Kindergarten verteilt und die Eltern haben die Wahl: entweder nehmen oder nicht. Oft will man aber unbedingt Erinnerungen aus der Kindergartenzeit haben, somit wird die Mappe auch oft genommen, obwohl es nicht gefällt.
Der fällige Betrag wird bar in einem Kuvert verlangt, welches die Pädagog*innen einsammeln und den Fotografen bar aushändigen. Auf diese Art ist es aber wahrscheinlich zumindest „lukrativ“, wenn vielleicht auch nicht ganz sauber 😉
Kindergarten-Fototage sind übrigens nicht nur für die Kinder eine Herausforderung, auch für die Pädagog*innen ist es ein außergewöhnlicher Tag. Ich habe schon ganz oft gehört, dass es der anstrengendste Tag im Kindergartenjahr ist.
Nun kommen wir, wie viele andere, jungen Fotografen und möchten diesen Weg nicht gehen. Unsere Aufgabe ist es nicht nur, schöne und authentische Fotos der Kinder zu erstellen, sondern den Arbeitstag von den Pädagog*innen halbwegs stressfrei zu gestalten und den Kindern ebenfalls eine schöne Zeit und Spaß zu schenken.
Und ja, ich muss es zugeben, auch Eltern können anstrengend und fordernd sein. Kaum einer der Eltern kennt uns, hat uns beim Umgang mit den Kindern am Foto-Tag erlebt oder weiß, was wir im Vorfeld mit den Pädagog*innen, der Leitung und/oder dem Elternverein besprochen haben. Dennoch kommt es immer mal wieder vor, dass wir erboste Anrufe von Eltern bekommen, die sich über die Auswahl der Produkte im Shop beschweren oder wissen wollen, warum die Haarspange ihres Kindes auf der falschen Seite sitzt.
Wir bemühen uns in solchen Situationen immer, die Kritik nicht allzu persönlich zu nehmen und mit viel Freundlichkeit doch noch ein positives Erlebnis für die Eltern draus zu machen. Manchmal gelingt uns das, manchmal aber leider auch nicht. Wir bemühen uns immer sehr, die Kinder authentisch zu fotografieren, doch da wir sie meistens nicht kennen, sind wir grade was Outfits und Frisuren anbelangt natürlich auch immer auf die Mithilfe der Pädagog*innen vor Ort angewiesen.
Trotz all der Herausforderungen, vor denen wir quasi vor jedem einzelnen Foto-Tag stehen, bereitet uns die Aufgabe sehr viel Freude. Das Strahlen der Kinder und die Freude und Dankbarkeit der Pädagog*innen alleine sehe ich als absoluten Erfolg und das ist auch der Grund warum ich immer noch gemeinsam mit meiner Kollegin Anna in Kindergärten fotografiere.
Alle Infos zu unserer Kindergarten-Fotografie findest du hier: